Tollwut ist eine akute progressive Enzephalomyelitis, die durch Rhabdoviridae hervorgerufen wird. Die Letalität liegt bei nahezu 100%. Jährlich sterben etwa 59000 Menschen an einer Tollwutinfektion. Durch die Entwicklung neuer Impfstoffe konnten die Impfdosen der Postexpositionsprophylaxe reduziert werden. So empfehlen sowohl die WHO als auch das CDC das Essen-Impfschema mit 4 Dosen. Die Datenlage zur Immunogenität dieses Schemas ist jedoch dünn. Die vorliegende chinesische Studie vergleicht die Immunogenität des 4-Dosen mit dem des 5-Dosen Schemas.

Um die Immunogenität des Essen-Impfschemas mit 4 intramuskulären Dosen mit der Immunogenität des Schemas mit 5 intramuskulären Impfdosen zu vergleichen, werteten Hou et al. die Daten von 2351 Studienteilnehmern aus.

Die Daten wurden zwischen 2022 und 2023 in 409 Tollwutvorsorgekliniken in 27 chinesischen Provinzen erhoben. Alle Studienteilnehmer erhielten am ersten Tag der Immunisierung eine passive Tollwutimpfung mit humanem Tollwut Immunglobulin (20 IU/kg Körpergewicht).

In China erfolgt die Postexpositionsprophylaxe weiterhin mit dem 5-Dosen-Essener-Schema und dem Zagreber Schema. Dabei wird ein Hamster-Nierenzell-Impfstoff (PHKCV), ein Vero-Zell-Impfstoff (PVRV) oder ein Tollwutimpfstoff aus humanen diploiden Zellen (HDCV) eingesetzt.

Studienteilnehmer, bei denen die Blutentnahme vor oder spätestens 1 Stunde nach der fünften Dosis des 5-Dosen-Schemas erfolgte, wurden der Gruppe A zugeordnet. Gruppe A diente zur Beurteilung der Immunwirksamkeit des 4-Dosen-Essener-Schemas. Die Autorengruppe vertrat die Auffassung, dass in diesem Zeitraum die Immunwirksamkeit der fünften Dosis zu vernachlässigen war.

Gruppe B bestand aus Studienteilnehmern, bei denen die Blutentnahme 14-28 Tage nach Injektion der fünften Dosis erfolgte. Hier wurde die Immunwirksamkeit des 5-Dosen-Essener-Schemas beurteilt.
Gruppe A setzte sich aus 2244 Studienteilnehmern zusammen, während Gruppe B aus 107 Studienteilnehmern bestand.

Das Geschlecht und Alter der Studienteilnehmer, die Tierart, die die Verletzung verursachte, die Expositionskategorien und die Impfstofftypen waren zwischen Gruppe A und Gruppe B vergleichbar.
Im Beobachtungszeitraum ist kein Studienteilnehmer an Tollwut erkrankt.

In Gruppe A konnte ein höherer Antikörpertiter als in Gruppe B verzeichnet werden [12,21 (4,15; 32,10) IU/ml vs. 9,41 (3,87; 27,38) IU/ml] (p = 0,002).

In Gruppe A lagen die mittleren Antikörpertiter bei 4,01 IU/ml, 11,63 IU/ml und 29,46 IU/ml bei den mit Hamster-Nierenzell-Impfstoff (PHKCV), Vero-Zell-Impfstoff (PVRV) bzw. einem Tollwutimpfstoff aus humanen diploiden Zellen (HDCV) geimpften Studienteilnehmern. Die Ergebnisse waren statistisch signifikant (p < 0,001).

Die Auswertung zeigte, dass die Antikörpertiter in Gruppe A signifikant mit den Impfstofftypen, aber nicht mit Geschlecht und Alter korrelierten. Es gab auch keine deutlichen Unterschiede in der Serokonversionsrate zwischen den drei Impfstofftypen. In Gruppe A zeigten sich jedoch signifikante altersabhängige Unterschiede in den Antikörpertitern. Die durch HDCV induzierten Antikörpertiter waren bei den unter 60-Jährigen deutlich höher als die durch PVRV und PHKCV induzierten. Bei den über 60-jährigen Studienteilnehmern konnte hingegen kein deutlicher Unterschied festgestellt werden.

 

Fazit:

Hou et al. sprechen sich für das von der WHO empfohlene 4-Dosen-Impfschema aus. Es zeigt nach Ansicht der Autorengruppe einen zufriedenstellenden Immuneffekt. Eine fünfte Dosis führte in der Studie zu keiner weiteren Verbesserung der Serokonversionsrate und der Antikörpertiter. Nach 4 Dosen induzierte HDCV höhere Antikörpertiter als PHKCV oder PVRV, insbesondere bei unter 60-Jährigen.

 

Quelle:

Autorin: Magdalena Anna Geretto (Ärztin, MSc Public Health); Kapstad