Eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) wird für Personen empfohlen, die einem hohen Risiko für eine Tollwutinfektion ausgesetzt sind. Die Kosten schränken jedoch den Einsatz in einkommensschwachen Gebieten ein; kürzere PrEP-Regime können gegenüber klassischen 3-Wochen-Behandlungen eine verbesserte Durchführbarkeit bieten. Quiambao et al. bewerteten die Wirkung einer 1-wöchigen PrEP gegenüber der klassischen 3-wöchigen Behandlung.

Eine 1-wöchige intramuskuläre oder intradermale PrEP-Behandlung mit einem humanen diploiden Zellkultur-Tollwutimpfstoff (HDCV) oder dem Vero-Zell-Tollwutimpfstoff (PVRV) sorgte für eine wirksame Grundimmunisierung, die 1 Jahr später in allen Altersgruppen eine schnelle und robuste anamnestische Reaktion auf eine simulierte Postexpositionsprophylaxe (PEP) ermöglichte. Wissenschaftler der Philippinen und aus Frankreich führten zwischen September 2018 und April 2020 in 2 klinischen Zentren auf den Philippinen eine Phase-III-Studie durch, in die sie gesunde Personen im Alter von ≥ 2 Jahren einschlossen. Die Forscher randomisierten die Studienteilnehmer im Verhältnis von 6:3:2:2:2 in verschiedene Gruppen; Gruppe 1 erhielt an Tag 0 und Tag 7 eine einzelne intramuskuläre Dosis (jeweils 1,0 ml) HDCV (Imovax Rabies; Sanofi Pasteur, Lyon, Frankreich); Gruppe 2 erhielt an Tag 0, Tag 7 und Tag 21 eine einzelne intramuskuläre Dosis (jeweils 1,0 ml) HDCV; Gruppe 3 erhielt an Tag 0 und Tag 7 2 intradermale Dosen HDCV (2 x 0,1 ml); Gruppe 4 erhielt an Tag 0 und Tag 7 eine einzelne intramuskuläre Dosis (0,5 ml) PVRV (VERORAB; Sanofi Pasteur, Lyon, Frankreich); und Gruppe 5 erhielt 2 ID-Dosen (2 x 0,1 ml) PVRV, jeweils am Tag 0 und am Tag 7. Ein Jahr (Y1) nach der letzten PrEP-Injektion erhielten die Teilnehmer eine simulierte PEP für vorimmunisierte Personen, bestehend aus einer einzigen intramuskulären oder intradermalen Dosis HDCV oder PVRV, die die Ärzte am Tag Y1 und am Tag Y1 + 3 verabreichten. Die Titer der Tollwutvirus-neutralisierenden Antikörper (RVNA) und die Serokonversionsraten (Titer ≥ 0,5 IU/ml) als auch die Sicherheit der Impfstoffe bewerteten die Forscher jeweils 14 Tage und bis zu 1 Jahr nach der PrEP sowie vor und nach der PEP. Als primären Endpunkt untersuchten die Forscher die immunogene Nichtunterlegenheit einer 1-wöchigen intramuskulären PrEP-Behandlung im Vergleich zu einer klassischen 3-wöchigen intramuskulären Behandlung (Gruppe 1 vs. Gruppe 2).

Die Forscher schlossen 570 Personen in die Studie ein: 228 Personen in Gruppe 1, 115 in Gruppe 2, 77 in Gruppe 3, 75 in Gruppe 4 und 75 in Gruppe 5. Der Anteil der Personen, die 14 Tage nach der letzten PrEP-Impfung serokonvertierten, betrug 96,7 % in Gruppe 1 und 100,0 % in Gruppe 2. Für Gruppe 1 konnten die Wissenschaftler gegenüber Gruppe 2 keine Nichtunterlegenheit nachweisen. Die geometrischen mittleren Titer (GMTs; IU/mL) für RVNA stiegen in allen Gruppen vom Ausgangswert bis 14 Tage nach der letzten PrEP-Impfung an. Mit Ausnahme von 2 Teilnehmern (jeweils einer aus Gruppe 1 und Gruppe 5) waren alle Teilnehmer 14 Tage nach der letzten PrEP-Impfung seropositiv (Titer ≥ 0,2 IU/ml) und in allen Gruppen erreichten die Impflinge hohe Serokonversionsraten (Titer ≥ 0,5 IU/ml) von ≥ 96,7 %. Die RVNA-Reaktionen waren zwischen den intramuskulären und -dermalen 1-Wochen-PrEP-Regimen für beide Impfstoff vergleichbar, wobei die GMTs in den PVRV-Gruppen tendenziell etwas höher waren als in den HDCV-Gruppen; dies war außerdem bei intradermaler Applikation deutlicher zu beobachten. Nach der simulierten PEP zeigten alle Gruppen schnelle und robuste Immunantworten, wobei alle bis auf einen Teilnehmer eine Serokonversion (Titer ≥ 0,5 IU/ml) erreichten. Es gab keine Sicherheitsbedenken, und die Verträglichkeitsprofile der Impfstoffe waren in allen Gruppen ähnlich.

 

Fazit:

Auch wenn die Wissenschaftler die Nichtunterlegenheit der 1-wöchigen PrEP im Vergleich zur klassischen 3-wöchigen PrEP hinsichtlich der Serokonversion 14 Tage nach der letzten Impfung nicht nachweisen konnten, zeigen die Ergebnisse jedoch, dass das 1-wöchige PrEP-Schemata mit HDCV und PVRV eine wirksame Grundimmunisierung bietet und eine schnelle und robuste anamnestische Reaktion nach einer simulierten PEP-Impfung ermöglicht.

 

Quelle:

Autorin: Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen