Tollwut ist eine tödliche Infektionskrankheit, die durch eine Lyssavirus-Infektion verursacht wird. Im Jahr 2018 schlug die Weltgesundheitsorganisation einen globalen Strategieplan vor, um Todesfälle durch Tollwut bis 2030 zu beenden, systematische Studien zur globalen Krankheitslast und epidemiologischen Trends der Tollwut sind jedoch rar. Gan et al. beschrieben umfassend die Prävalenz der Tollwut in verschiedenen Regionen weltweit.

Die weltweite Krankheitslast durch Tollwut ist in den letzten 30 Jahren zurückgegangen. Darüber hinaus stand die Krankheitslast durch Tollwut in engem Zusammenhang mit dem soziodemografischen Indexniveau. Wissenschaftler aus China extrahierten Daten zur weltweiten Krankheitslast und Epidemiologie von Tollwut der letzten 30 Jahre aus der Global Burden of Disease Study 2019 und führten eine umfassende Analyse durch. Die Forscher sammelten Daten zu Inzidenz, Todesfällen, zur altersstandardisierten Inzidenzrate (ASIR) und Sterberate (ASDR), zu behinderungsbereinigten Lebensjahren (DALYs) und zur geschätzten jährlichen prozentualen Veränderung (EAPC) von Tollwutfällen von 1990–2019. Außerdem verwendeten die Wissenschaftler den soziodemografischen Index (SDI), um die Länder in 5 SDI-Quintile (hohes, hoch-mittleres, mittleres, niedrig-mittleres und niedriges Niveau) einzuteilen. Anschließend führten die Forscher eine sekundäre systematische deskriptive Analyse zur Belastung durch Tollwut in 204 Ländern und Gebieten durch.

Weltweit sank die Zahl der Tollwutpatienten von 24744,66 im Jahr 1990 auf 14075,51 im Jahr 2019 mit einer EAPC von -0,43 %. 1990 war die Zahl der Tollwutfälle und die ASIR in Südasien am höchsten. Im Jahr 2019 war Südasien immer noch die Region mit der höchsten Zahl an Tollwutfällen, allerdings mit einem Rückgang um mehr als 50 % verglichen mit dem Ausgangswert. Westafrika als Region wies im Jahr 2019 die höchste ASIR auf, wohingegen die ASIR in der Region Australasien am niedrigsten war. Von den 204 Ländern waren die 3 Länder mit der höchsten ASIR für Tollwut im Jahr 2019 Nepal, Myanmar und Niger.

Weltweit belief sich die Zahl der Todesfälle durch Tollwut im Jahr 2019 auf 13743,44 Fälle, fast die Hälfte der Zahl von 1990. Entsprechend lag die EAPC bei -0,47 %, was auf einen weltweiten Rückgang der Todesfälle durch Tollwut in den letzten 30 Jahren hindeutet. Da die Sterblichkeitsrate bei Tollwut fast 100 % beträgt, sind die Zahl der Todesfälle durch Tollwut und die Inzidenz gut miteinander vergleichbar. Unter den verschiedenen Ländern hatte Indien 2019 die meisten Todesfälle durch Tollwut zu verzeichnen, gefolgt von Nigeria, Pakistan, Äthiopien und China. Im Jahr 2019 lag die globale ASDR für Tollwut bei 0,18 pro 100000 Personen. DALYs stehen für die gesamte Gesundheitsbelastung durch eine Krankheit, die sich aus den durch vorzeitige Sterblichkeit verlorenen Lebensjahren und den durch Behinderung verlorenen gesunden Lebensjahren zusammensetzt. Im Jahr 2019 betrugen die weltweiten Tollwut-bezogenen DALYs mit 782052,30 nur noch 45,4 % des Wertes von 1990, ihre EAPC lag bei -0,55 %. Von 1990–2019 zeigten die weltweiten Tollwut-bezogenen DALYs einen allgemeinen Abwärtstrend.

Weltweit war die Tollwutinzidenz in der Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen 1990 die höchste unter 4 Altersgruppen (0–14 Jahre, 15–49 Jahre, 50–69 Jahre und 70+ Jahre). Von 1990–2019 zeigte die Inzidenz von Tollwut in allen Altersgruppen weltweit einen rückläufigen Trend.

Die Forscher stellten eine signifikante negative Korrelation zwischen der ASIR und ASDR von Tollwut und dem SDI fest. Auch die altersstandardisierte DALY-Rate zeigte eine signifikante negative Korrelation mit dem SDI-Wert. Allerdings zeigten die EAPC von ASIR, ASDR und altersstandardisierten DALY-Raten für Tollwut von 1990–2019 eine leicht positive Korrelation mit den SDI-Werten der letzten 30 Jahre. Länder mit höheren SDI-Werten hatten einen positiveren EAPC-Wert (EAPC > 0), während die meisten Gebiete mit niedrigem SDI negative EAPC-Werte aufwiesen.

 

Fazit:

Die weltweite Belastung durch Tollwut hat in den letzten 30 Jahren einen bemerkenswerten Rückgang verzeichnet. In wirtschaftlich unterentwickelten Ländern verursacht Tollwut jedoch nach wie vor Todesfälle und lebensbehindernde Einschränkungen, die nicht ignoriert werden dürfen. Die Ausrottung der Tollwut erfordert die gemeinsame Beteiligung und Anstrengungen der gesamten Gesellschaft.

 

Quelle:

Autorin: Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen