Steckbrief Tollwut
Überblick
Tollwut ist eine sehr gefährliche Virusinfektion, die fast immer tödlich verläuft, sobald erste Symptome auftreten. Das Virus wird vor allem durch den Biss von infizierten Tieren auf Menschen übertragen – es reicht aber auch bereits aus, wenn Speichel des infizierten Tieres in Wunden oder auf Schleimhäute (z. B. im Mund oder an den Augen) gelangt, etwa durch Lecken. Hauptüberträger sind Hunde, aber auch Fledermäuse, Katzen, Füchse und andere Wildtiere können das Virus in sich tragen.
Nach einer Ansteckung kann es Tage bis mehrere Monate dauern, bis die ersten Beschwerden auftreten. Zu Beginn fühlen sich viele Betroffene wie bei einer Grippe: Sie haben Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Oft kommen auch Reizungen im Halsbereich, Erbrechen oder eine ungewöhnliche Nervosität hinzu. Später können Schmerzen an der Stelle auftreten, an der das Virus in den Körper eingedrungen ist.
Die Erkrankung kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Am häufigsten tritt die sogenannte „wilde Wut“ (enzephalitische Form) auf. Hierbei sind die Betroffenen besonders unruhig, entwickeln Krämpfe im Hals (Schlundkrämpfe), haben Angst vor Wasser (Hydrophobie) oder sogar Luftzügen (Aerophobie) und zeigen starke Übererregbarkeit.
Es gibt auch eine zweite Form, die „stille Wut“ (paralytische Form). Diese verläuft ruhiger, aber nicht weniger gefährlich: Typisch sind Lähmungen, die an Armen und Beinen beginnen und sich auf den ganzen Körper ausweiten können – ähnlich wie bei der Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom.
Seltener ist die atypische Form, bei der es zu Schmerzen, unwillkürlichen Muskelzuckungen (Myoklonien), Krampfanfällen oder Bewegungsstörungen kommen kann.
Diagnose und Behandlung
Da die Symptome unspezifisch beginnen, ist es oft nicht einfach, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Eine Tollwut sollte jedoch immer in Betracht gezogen werden, wenn jemand plötzlich an einer Gehirn- oder Rückenmarksentzündung (Enzephalitis oder Myelitis) erkrankt – und sich in den Wochen oder Monaten zuvor in einem Land aufgehalten hat, in dem Tollwut noch verbreitet ist (z. B. in Teilen Afrikas, Asiens oder Osteuropas). Auch Kontakt mit verdächtigen Tieren oder ein Tierbiss kann ein wichtiger Hinweis sein.
Eine sichere Diagnose ist im Frühstadium schwer zu stellen. Es gibt zwar Labortests, doch meist wird die Krankheit erst spät erkannt – oft zu spät für eine Behandlung. Denn: Wenn erste Symptome auftreten, gibt es keine heilende Therapie mehr. Die Behandlung kann dann nur noch die Beschwerden lindern – sie ist also rein symptomatisch und pallativ.
Der beste Schutz gegen Tollwut ist die Impfung. Diese kann schon vor einer möglichen Ansteckung (z. B. vor Reisen in entsprechende Risikogebiete oder bei bestimmten Berufen wie Tierärztinnen und Tierpflegern) gegeben werden. Die vollständige Grundimmunisierung besteht aus 3 Impfstoffdosen, die nach dem schnellstmöglichen Impfschema innerhalb von einer Woche, nach den regulären Impfschemata innerhalb von 3 oder 4 Wochen verabreicht werden (je nach Impfstoff). Wichtig ist auch, im Alltag den Kontakt mit unbekannten oder wilden Tieren zu vermeiden – insbesondere im Ausland.
Kommt es doch zu einem Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Tier – zum Beispiel durch einen Biss, Kratzer oder Speichelkontakt – muss sofort gehandelt werden. Die betroffene Stelle sollte sofort gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden. Danach sollte man umgehend einen Arzt oder eine Notaufnahme aufsuchen.
In solchen Fällen wird eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe (PEP) durchgeführt – auch bei Personen, die bereits gegen Tollwut geimpft sind. Zuvor Geimpfte erhalten im Rahmen der PEP zwei weitere Impfstoffdosen im Abstand von 3 Tagen. Zuvor ungeimpfte Personen erhalten je nach Art des Tierkontakts 4-5 Impfstoffdosen in bestimmten Abständen, ggf. ergänzt durch die Verabreichung von Antikörpern (Immunglobulinen). Diese Maßnahme kann Leben retten – aber sie muss unbedingt vor dem Auftreten der ersten Symptome begonnen werden.
Ausblick
Tollwut ist zwar in vielen Ländern durch Impfprogramme bei Haus- und Wildtieren fast ausgerottet – in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern zum Beispiel. In Osteuropa und anderen Regionen der Welt stellt sie aber weiterhin eine große Gefahr dar. Fledermäuse dienen auch in Europa noch als Träger des Tollwutvirus. Insbesondere Kinder sind gefährdet sich zu infizieren, da sie häufiger engen Kontakt zu Tieren haben und sich Bisse nicht immer merken oder melden.
Umso wichtiger sind Aufklärung, Reiseimpfungen und schnelles Handeln im Verdachtsfall. Denn auch wenn Tollwut fast immer tödlich verläuft – sie ist mit der richtigen Vorsorge vollständig vermeidbar.
Literatur:
- [1] CRM Handbuch Reisemedizin. 61. Auflage. 2025
- [2] RKI: Tollwut. https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/T/Tollwut/Tollwut-node.html